I Muttererde
«Und Gott der Herr bildete den Menschen, Staub vom Erdboden, und hauchte in seine Nase Odem des Lebens; und der Mensch wurde eine lebendige Seele.»
1. Mose 2,7

II Graberde
«Denn Staub bist du, und zum Staub wirst du zurückkehren!»
1. Mose 3,19

III Sand aus dem Negev
«Im Glauben sind diese alle gestorben, ohne die Erfüllung der Verheißungen empfangen zu haben, nur von ferne haben sie diese gesehen und freudig begrüßt und bekannt, dass sie Fremde und Gäste auf der Erde seien; denn wer ein solches Bekenntnis ablegt, gibt dadurch zu erkennen, dass er eine Heimat sucht. Hätten sie nun dabei an jene gedacht, aus der sie ausgewandert waren, so hätten sie Zeit zur Rückkehr dorthin gehabt;
so aber tragen sie nach einem besseren Verlangen, nämlich nach dem himmlischen. Daher schämt sich auch Gott ihrer nicht, ihr Gott genannt zu werden, denn er hat ihnen eine Stadt bereitet.“
Hebräer 11,13-16


Die drei Zeichnungen sind im Rahmen einer längeren Arbeit auf einem Friedhof entstanden, wo ich die Aushebung und Einsetzung von Gräbern thematisierte, und die Vermischung von Böden zeichnete. In diesem Zusammenhang beschäftigte ich mich mit der komplexen biblischen Theologie der Körperlichkeit.
Das zarte Gebilde aus Staub und Dunst, das durch den Atem Gottes beseelt wird, zeigt wie kein zweites Bild die unzertrennliche Verbindung des Menschen mit dieser Welt. Ebenso bildet dies der Fluch ab, der den Körper des Menschen in Erde und Dunst zurückführt. Aber auch der Glaube an die Auferstehung ist mit dem Körper verbunden, so zum Beispiel im folgenden Text aus dem Buch Hiob: «Und ich, ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und als der Letzte wird er sich aus dem Staub erheben; und nachdem meine Haut so zerstört ist, werde ich in meinem Fleisch Gott anschauen, den ich für mich anschauen und den meine Augen sehen werden» (vgl. Hiob 19,25-27, zitiert nach der Elberfelder Übersetzung). Der neutestamentliche Erlöser, der sich in seiner Auferstehung aus dem Staub erhebt, ist ebenfalls körperlich erfahrbar, wofür die Begegnung mit Thomas bezeichnend ist: «Dann spricht Jesus zu Thomas: Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!» (vgl. Johannes 20,27) Und wie der Bibelvers zur dritten Zeichnung andeutet, ist auch die Erwartung des Himmels eine, die von unserer Vorstellung materieller Wirklichkeiten nicht zu trennen ist: So vergleicht der unbekannte Autor des Briefes an die Hebräer die Suche nach dem verheißenen Land (Israel) mit der Sehnsucht nach der Gegenwart Gottes, und schließt nicht aus, dass diese körperlich erfahrbar sei.

Drei kleine Zeichnungen, um diese Kontinuität der Körperlichkeit in der menschlichen Erfahrung und Auferstehungshoffnung zu verbildlichen, und Substanz, Text und Symbol miteinander zu vereinen. Die Wahl der Zeichnung liegt in der Verletzlichkeit des Mediums selbst begründet. Das Format entspricht einer Handvoll Erde.